Hallo meine Lieben,
vielleicht habt ihr ja schon mitbekommen, dass ich morgen zum Derby des Jahres gehe. Mein KSC gegen den 1. FC Kaiserslautern, beide Mannschaften sind bestens platziert und kämpfen somit um den Aufstieg bzw. die Relegation. Seit mein Herz für den KSC schlägt sagt jeder: Zu dem Spiel musst du unbedingt gehen. Ich wusste nicht so recht, ob es sich wirklich lohnt, schließlich liegen gut 300km zwischen mir und Karlsruhe. Vor drei Wochen bekam ich von meinem Cousin die Nachricht, er habe Karten für mich und zwei andere Cousins. Joa. Irgendwie klang das mehr nach einer Feststellung, anstatt einer Frage, ob ich gerne mitgehen möchte, also konnte ich schlecht absagen. Anscheinend erwarten mich auch noch einige Überraschungen nach dem Spiel. Ich bin gespannt und werde euch natürlich ausführlich darüber berichten. Vor dem Spiel werde ich mich noch mit einem anderen Fan treffen. Es ist das erste Mal, dass ich jemanden persönlich sehe, den ich über das Marie Bonbon Profil kennenlernte. Ich bin schon aufgeregt.
Jetzt sitze ich gerade im Zug. Zwei Stunden Fahrt liegen hinter mir, zwei noch vor mir. Eigentlich hatte ich einen Platz mit Tisch reserviert, um vorbildlich meine Hausaufgaben zu machen. Da der Tisch nicht existiert, schreibe ich lieber euch.
Als ich in den ersten Zug einstieg, saß mir ein junger Mann gegenüber, vielleicht Anfang 20. Er sah aus wie ein Backpacker mit seinem riesigen Rucksack und seinem Norwegermuster-Pullover. Irgendwie sah er auch grün aus. Das soll jetzt keinesfalls verächtlich klingen, ich bin ja selbst so, aber so stelle ich mir einen Grünen vor, der gerade mit Tim Bendzko auf Weltretter-Tour ist. Er hatte ein dickes Buch in der Hand, bestimmt 800 Seiten, aber anstatt es zu lesen, starrte er mich fast ununterbrochen an. Ein paar Mal öffnete er seinen Mund ein bisschen, als ob er etwas sagen wollte, doch schließlich beließ er es bei einem Lächeln. An der nächsten Station stieg eine weitere 'Backpackerin' ein, eine Bekannte meines Gegenübers. Und als hätte ich es nicht geahnt, war der Mann grün, wie sich aus dem lautstarken Gespräch heraus stellte. Er studierte sogar Bio und war anscheinend auf dem Weg zu einer Demo. Schon komisch, wie sehr man manchen Leuten ihren Charakter ansieht.
In Nürnberg musste ich schließlich umsteigen. Trotz vollgepacktem Trolley und überquellender Tasche konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen, schnell zum Bahnhof zu laufen und mir eine Butterbreze von Kolb zu kaufen. Falls ihr mal in Nürnberg seid, müsst ihr die unbedingt probieren. Suchtalarm pur!