Montag, 4. August 2014

Wort des Monats 08/14

Hallo meine Lieben,

das ist ein Wort, das die wenigstens Schüler gerne hören, doch zum Glück sind sie jetzt sechs Wochen von Hausaufgaben und lästigen Lehrern befreit. Ich selbst hatte seit April so gut wie nichts mehr mit meiner Bildungsanstalt zu tun und war auch sehr froh darüber. Die schlimmsten Fächer konnte ich zum Glück schon vor zwei Jahren abwählen, aber trotzdem sah ich nicht viel Sinn im Unterricht.
Mit Deutsch habe ich hier genug zu tun und anstatt Geld für schreckliche Lektüren auszugeben, würde ich lieber lesen was ich will. Englisch lernte ich schon immer relativ selbstständig und unabhängig von der Schule, weil ich die Sprache einfach mag. Durch Lieder bekommt man so viel mit, trotzdem machte mir der Englischunterricht in den vergangenen Jahren sehr viel Spaß, was vor allem an meiner Lehrerin lag. Ach, ein bisschen vermisse ich es schon. Französisch muss ich nicht können. Ich habe weder vor nach Frankreich zu ziehen, noch mit einem Franzosen anzubandeln. Die grundlegende Grammatik hab' ich seit der 7. Klasse drauf und alles was darüber hinaus geht ist eh unwichtig. Im Urlaub wird man außerdem immer auf Englisch zugetextet. Mathe kann ich einfach nicht und ich will es auch nicht können. Für mich persönlich wird es in meiner Zukunft relativ egal sein, ob ich eine perfekte Kurvendiskussion durchführen kann oder nicht. Bio ist ja ganz nett, aber meistens ist doch alles chemisch. Ob ich in Erdkunde mit einem Thermoisoplethendiagramm umgehen kann, hilft mir nicht einmal bei der Urlaubsplanung. Meistens spielt das Wetter so wie es will. Grundlegende Geschichtskenntnisse gehören zur Allgemeinbildung, aber wenn man in der 10. Klasse schon im Jahr 2010 ist, bleibt nicht mehr so viel für die Oberstufe... Was Politik und Sozialkunde angeht, ändert sich das ganze System ständig. Sport mache ich dann wenn ich will und nicht, wenn es einem 40-Jähriger Raucher gerade in den Plan passt. Ob ich gläubig bin oder nicht hängt wohl auch nicht vom Reliunterricht ab. Wenn ich jetzt noch ein bisschen was über diese überaus sinnvollen Seminare sagen soll, muss ich passen.
Nur ein Fach fehlt noch in meiner Aufzählung. Ein Fach, das ich zwar immer gern besuchte, mich aber auch fast wöchentlich zur Weißglut brachte. Es handelt sich um Kunst. Wie immer geht der Fachlehrer davon aus, Seines wäre das Allerwichtigste. Bei Künstlern ist dieser Sinn tausend Mal stärker ausgeprägt als bei anderen Unterrichtenden, so auch bei unserer lieben Frau Schokoriegel.
Diese war Feuer und Flamme für ihr Fach und versuchte Woche für Woche ihre Schüler von selbigem zu überzeugen. Teilten ihre Lehrlinge die Begeisterung, hagelte es 14 Punkte und Komplimente. Doch wehe ein Schützling hatte sich verwählt oder war ohne weiteres Interesse in dem Kurs gelandet... Eine steinige Zeit lag vor diesen Kameraden.
Nächste Woche fangen wir an, ein Haus im Bauhaus-Stil zu basteln. Dafür brauchen wir zwei kleine Schachteln, Pappe und Kleber. KEIN TESA!!! ICH WILL KEIN TESA SEHEN!!!
Was war an dieser Aussage falsch? Wir mussten immer nur etwas mitbringen, ohne zu wissen wofür. In der nächsten Stunde stellten sich die Utensilien als ungeeignet heraus. Eine Doppelstunde war dahin und es wurde in dieser Zeit ein Konzept für das Werk geschrieben. Dass dieses Konzept am Ende des Projekts ganz anders aussehen sollte ist wohl selbstverständlich. Freistunden über Freistunden verbrachten die eifrigen Schüler im Kunstsaal beziehungsweise im anderen Kurs. Die unmotivierten Schüler gaben sich eben mit drei bis vier Punkten zufrieden.
Ich mochte diese Praxisarbeiten nicht, ich liebte aber die anderen Stunden. Ich liebte es auf meinem Platz in der (Streber-) ersten Reihe zu sitzen, Frau Schokoriegel zuzuhören und seitenweise Notizen zu machen. Egal ob wichtig oder nicht, ich wollte am liebsten jedes einzelne Wort dieser Dame behalten. Ihre Anekdoten über Vincent van Gogh oder Andy Warhol. Die Geschichten über Friedensreich Hundertwassers Werke und seine Inspiration.
In Berlin freute ich mich wie ein Kind an Weihnachten, meinen Abi-Schwerpunkt Joseph Beuys bei Madame Tussauds zu sehen. Ich fragte mich nicht, wieso er einen Filzhut trug, genau so wenig wie ich mich im Panoptikum fragte, warum Henri de Toulouse-Lautrec so klein war. Ich wusste es. Außerdem ärgerte ich mich in Hamburg als ich eine Stunde vor meiner Abfahrt die Kunsthalle mit einer Ausstellung von Henri Matisse entdeckte, da ich es so schade fand, dieses Erlebnis verpasst zu haben. Mein Interesse an Kunst war unbemerkt noch viel größer geworden und mein Hintergrundwissen war riesig.

 
Ich bin Frau Schokoriegel unglaublich dankbar für dieses großartige Geschenk. Während meiner Schulzeit ging das alles irgendwie unter, aber jetzt wird mir erst so richtig bewusst, was Kunst mit Menschen macht und wie viel man unbewusst aufnehmen kann, wenn man es nur will.
Bei den meisten wird dieses Fach, das einen nachhaltig beschäftigt, wohl nicht Kunst sein, vielleicht ist es ja Erdkunde oder sogar Mathe. Sicher bin ich mir auf jeden Fall, dass neben dem ganzen unnötigen Stoff jeder so etwas hat, auch wenn diese Erkenntnis erst ein paar Monate oder sogar Jahre auf sich warten lässt.
_Marie_
Addet mich auf Facebook.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke, dass du meinen Blog besuchst & kommentierst!
Bunte Grüße und einen schönen Tag,
Marie ♥