Hallo meine Hübschen,
heute muss ich einige organisatorische Sachen klären, deswegen fehlt mir die Zeit, euch zu schreiben. Dafür gibt es jetzt wieder einen Teil aus meiner Facharbeit Paris - Die Stadt der Haute Couture. Alle anderen Teile, die schon online sind, findet ihr unter dem Label Mode. Viel Spaß beim Lesen.
_Marie_
1. Entwicklung der Haute Couture
Die Modeindustrie lebt von
ständig neu aufkommenden Trends, die Käufer zu der neuen Saisonware locken. Doch
genauso wie sich die Mode heute stetig verändert, entwickelte sich auch die
Pariser Haute Couture seit ihrer „Gründung“ 1858. Die folgende Chronologie
zeigt die Entwicklung anhand eines konkreten Modeschöpfers pro Zeitepisode,
außerdem werden spezielle modische Neuheiten durch eine Fotographie erläutert.
1.1 Die Anfänge ab 1858
Da Paris als Hauptstadt der
Mode gilt ist es ziemlich verwunderlich, dass die Haute Couture nicht von einem
Franzosen, sondern von einem Engländer ins Leben gerufen wurde. Der Brite und
gelernte Schneider Charles Frederick Worth reiste 1846 nach Paris. Nachdem er
1855 den ersten Preis der Pariser Weltausstellung mit einem Mantel gewann,
suchte er sich Sponsoren, um ein eigenes Modehaus in Paris zu eröffnen.[1]
Unter seinen Kundinnen
befanden sich adelige Damen wie die Prinzessin Pauline von Metternich und so
kam es, dass Worth seine Kleidung mit seiner eigenen Marke schützte. Dadurch
veränderte er die komplette Modeindustrie und gilt seitdem als Gründer der
Haute Couture und erster Designer. Außerdem veranstaltete er vierteljährlich
Veranstaltungen, auf denen er seine Mode präsentierte und somit die ersten
Models zum Einsatz kamen, anfangs übernahm Worths Ehefrau Marie diese Rolle.[2]
Worths Mode war geprägt vom
asiatischen Stil, beinhaltete aber oft noch ein Korsett. Zudem verband er
typisch englische Elemente, wie eine spezielle Schnitttechnik mit französischen
Details im Muster. Ein Markenzeichen der Kleider aus dieser Zeit sind feine
Stickereien. Die Fotos auf der folgenden Seite zeigen typische Kleider des
Haute Couture Begründers. Das linke Modell ist aus dem Jahr 1869, das Rechte von1895.
Revolutionär war außerdem Worths Idee 1868 eine Gewerkschaft, die „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ zu gründen, die die Modemacher vor Kopien schützen sollte.[3]
1.2 Die Haute Couture in den
20er Jahren
Nach dem Ersten Weltkrieg
veränderte sich die Gesellschaft und auch Frauen der Mittelschicht wurden Teil
des öffentlichen Lebens und damit entstand ein Drang nach Freiheit, der die
Befreiung vom Korsett mit sich brachte. Viele neue Modehäuser wurden in dieser
Zeit gegründet, da modische Trends immer kürzer andauerten und somit eine
größere Nachfrage herrschte. Mitte der 20er Jahre wurde der Garçonne-Stil
populär, der es Frauen erlaubte, auch Kleider ohne Korsett und starke
Taillierung zu tragen.
Doch da während des Krieges
viele Pariser Modehäuser schließen mussten, brauchte die Mode einige Zeit um
sich zu erholen. Neben der fallenden Nachfrage nach hoher Schneiderkunst,
sorgte auch noch die Rationierung der Stoffe in dieser Zeit für Probleme.[4]
Erst Jean Patous Idee
bezüglich eines Modeexports in die USA rettete einige Pariser Modehäuser vor
dem Ruin. Mode war zu diesem Zeitpunkt außerdem hauptsächlich Kunst, die
Tragbarkeit im Alltag stand eher im Hintergrund und so kam es auch dazu, dass
1925 über 70 Couturiers bei der „Exposition des Arts Décoratifs“ in Paris ihre
Kunstwerke zum Besten gaben. Auch in den 20er Jahren war die Mode mit
Stickereien übersät, sogar Badeanzüge wurden so geschmückt. Prägend waren
außerdem die Tuniken mit exotischen oder geometrischen Prints, die die normalen
Kleider in diesem Jahrzehnt fast von der Bildfläche verschwinden ließen.[5] [6]
Revolutionär war in dieser
Zeit auch Madeleine Vionnets Kreation des „Schrägschnitts“. Bei dieser Technik
wird der Stoff diagonal zum Muster beziehungsweise zur Faser geschnitten,
dadurch entsteht eine besondere Leichtigkeit im Fall und lässt das
Kleidungsstück fließender wirken.[7]
Das Bild rechts zeigt ein Abendkleid von Vionnet
aus dem Jahr 1929.
Nachdem sich die Haute Couture nun wieder vom Krieg erholt hatte, erreichte sie durch die Weltwirtschaftskrise 1929 erneut einen Tiefpunkt.
1.3 Die Zeit zwischen 1920 und
1959
Während der 30er Jahre wurde
die Mode wieder eleganter. Durch eine Welle der Spontanität wurden die Röcke
länger und leichter, außerdem rückte das Dekolleté erstmals in den Vordergrund
und wurde durch spezielle Schnitte und Blumenarrangements betont.
Doch wegen des aufkeimenden
Krieges 1939, zählte vorerst nur die Funktion der Kleidung und nicht ihre
Ästhetik, weshalb viele Modehäuser, unter anderem auch Chanel, schließen mussten.
Erst in den 50er Jahren erholte sich die Gesellschaft und somit auch die Haute
Couture wieder, dieser Umbruch ermöglichte es auch neuen Couture Häusern sich
zu etablieren. Givenchy und Dior waren die großen Neuentdeckungen der 50er
Jahre. Vor allem Dior benutzte, nach dem Ende der erneuten Stoffrationierung,
dutzende Meter Stoff für seine neuen Entwürfe um das Ende des Krieges auch in
modischer Sicht deutlich zu machen. Das Kleid unten aus der Frühjahr/Sommer
Kollektion 1955 von Dior ist ein Beispiel für ein solches Kleidungsstück.[8] [9]
1.4 Die Mode während den 60er Jahren
Die Mode der 1960er Jahre
wurde vor allem von dem Algerier Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent
geprägt, der seinen Namen für die Medien auf Yves Saint Laurent kürzte. Am
Anfang seiner Karriere arbeitete er als Assistent Christian Diors, dessen
Aufgabe er nach seinem Tod übernahm. Aufgrund seiner Entlassung bei Dior 1960
eröffnete Saint Laurent 1962 sein eigenes Modelabel. Berühmt wurde er
hauptsächlich durch seine Trapezkleider.[10]
Allerdings hatte die Haute
Couture in den 60er Jahren nicht nur Erfolge zu verzeichnen, denn mit der
aufstrebenden Prêt-à-porter-Mode verlor die Haute Couture stetig an
Beliebtheit. Die Modelle der zwei Linien waren relativ ähnlich, jedoch wurde
die Prêt-à-porter-Mode als Massenware in verschiedenen Konfektionsgrößen
hergestellt und war somit deutlich günstiger als ein Haute Couture
Kleidungsstück. Viele ehemaligen Kundinnen der Haute Couture Ware stiegen
deshalb auf die neue Modeform um. Aus diesem Grund eröffneten alle Couture
Häuser eine neue Sparte, die sich ausschließlich mit Prêt-à-porter-Mode
beschäftigte, um auf dem Markt bestehen zu können.
Außer der Prêt-à-porter-Mode
hatte die Haute Couture in den 60er Jahren noch einen anderen Gegner: die in
London aufkommende „Mod Subkultur“ und die Hippiebewegung.
In der „Modszene“ war ein
Stilmix ausschlaggebend, mit dem sich Jugendliche aus der Arbeiterschicht von
anderen Jugendbewegungen abgrenzen wollten. Genauso wie ein italienischer
Motorroller war Mode mit italienischem Touch Pflicht, wodurch die Pariser
Fashion in den Hintergrund geriet.
Die Hippiebewegung stellte
sich gegen unnützen Konsum und Verschwendung, war also das genaue Gegenteil der
Haute Couture. Kennzeichnend waren in dieser Zeit der Batiklook, grelle
Blumenmuster und weich fallende Kleidung aus Naturmaterialien. Kleider der
Couturiers zeichneten sich zwar auch durch Leichtigkeit aus, trotzdem kann man
wohl kaum Parallelen zwischen den zwei Richtungen ziehen.[11]
1.5 Die Haute Couture heute
Obwohl die Haute Couture
heutzutage immer mehr an Bedeutung verliert, gibt es noch einige echte Couture
Häuser. Der wahrscheinlich einflussreichste Modeschöpfer der heutigen Zeit ist
der Deutsche Karl Lagerfeld, der seit 1983 als Chefdesigner bei CHANEL
arbeitet. Er wird zusammen mit Anna Wintour, der Chefredakteurin der amerikanischen
Vogue, oft als Königspaar der Mode bezeichnet. Auffällig in der heutigen Haute
Couture Mode ist, dass häufig alte und traditionelle Muster oder Schnitte
erneut aufgegriffen werden. Lagerfeld orientiert sich bei seiner Arbeit für
CHANEL an vergangenen Entwürfen Coco Chanels.[12] [13]
Die Fashionweek in Paris wird
als „Modehighlight des Jahres“[14] bezeichnet, doch anders als zu Chanels
Lebzeiten inszeniert Lagerfeld die jährlichen Haute Couture Schauen zu einem
Spektakel. Wenn man Videos von einer solchen Schau sieht, entsteht fast der
Eindruck, die Mode stände im Hintergrund. Die Bühne ist mit riesigen Requisiten
dekoriert, die die Models winzig erscheinen lassen. Die diversen Journalisten
drängen sich nur um die anwesenden Prominenten. Das einzige, das auf die Mode
abgestimmt ist, ist die Musik, die während den Schauen läuft und schon Wochen
vorher von Lagerfeld persönlich ausgewählt wird.[15] [16]
Das Foto zeigt eine
Modenschau von CHANEL zur Herbst/Winter Kollektion 2010/11. Die goldene, über
acht Tonnen schwere Löwenfigur im Pariser Grand Palais demonstriert Lagerfelds
Liebe zur großen Inszenierung.[17]
[2] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 29
[3].http://www.ferrariprojekte.tsn.at/kolleg1/july/images/creations/pdf/04_Geschichte%20der%20Haute%20Couture.pdf
[4] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im
20. Jahrhundert, S. 7
[5].http://www.ferrariprojekte.tsn.at/kolleg1/july/images/creations/pdf/04_Geschichte%20der%20Haute%20Couture.pdf
[6] Saillard, O. und Zazzo, A. : Paris Haute Couture, S. 122, 123
[7] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, S. 72
[8] The Kyoto Costume Institute:
Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, S. 159, 190
[9] Saillard, O. und Zazzo,
A. : Paris Haute Couture, S. 146, 147
[10] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 52-54
[11] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 114,
124, 129
[12] Film: Milliardengeschäft
Mode
[13] The Kyoto Costume Institute:
Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, S. 198
[14] Film: Milliardengeschäft
Mode
[15] Film: Milliardengeschäft
Mode
[16] Film: Karl Lagerfeld - Mode
als Religion
[17].http://www.google.de/imgres?biw=1920&bih=950&tbm=isch&tbnid=cr9olGyG96mABM:&imgrefurl=http://www.welt.de/lifestyle/article8356813/Chanel-setzt-im-Zeichen-des-Loewen-auf-junge-Kundschaft.html&docid=5O4Vt_ICvlG8CM&imgurl=http://img.welt.de/img/lifestyle/crop101331494/0360715168-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/chanel-loewe-DW-Lifestyle-Paris.jpg&w=580&h=386&ei=xyhyUrvqGMiatAaFy4HYAg&zoom=1&iact=hc&vpx=217&vpy=654&dur=961&hovh=183&hovw=275&tx=157&ty=122&page=1&tbnh=157&tbnw=230&start=0&ndsp=55&ved=1t:429,r:33,s:0,i:186
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