Dienstag, 20. Mai 2014

Die Entwicklung der Haute Couture

Hallo meine Hübschen,
heute muss ich einige organisatorische Sachen klären, deswegen fehlt mir die Zeit, euch zu schreiben. Dafür gibt es jetzt wieder einen Teil aus meiner Facharbeit Paris - Die Stadt der Haute Couture. Alle anderen Teile, die schon online sind, findet ihr unter dem Label Mode. Viel Spaß beim Lesen.
_Marie_
1. Entwicklung der  Haute Couture

Die Modeindustrie lebt von ständig neu aufkommenden Trends, die Käufer zu der neuen Saisonware locken. Doch genauso wie sich die Mode heute stetig verändert, entwickelte sich auch die Pariser Haute Couture seit ihrer „Gründung“ 1858. Die folgende Chronologie zeigt die Entwicklung anhand eines konkreten Modeschöpfers pro Zeitepisode, außerdem werden spezielle modische Neuheiten durch eine Fotographie erläutert.
1.1 Die Anfänge ab 1858

Da Paris als Hauptstadt der Mode gilt ist es ziemlich verwunderlich, dass die Haute Couture nicht von einem Franzosen, sondern von einem Engländer ins Leben gerufen wurde. Der Brite und gelernte Schneider Charles Frederick Worth reiste 1846 nach Paris. Nachdem er 1855 den ersten Preis der Pariser Weltausstellung mit einem Mantel gewann, suchte er sich Sponsoren, um ein eigenes Modehaus in Paris zu eröffnen.[1]

Unter seinen Kundinnen befanden sich adelige Damen wie die Prinzessin Pauline von Metternich und so kam es, dass Worth seine Kleidung mit seiner eigenen Marke schützte. Dadurch veränderte er die komplette Modeindustrie und gilt seitdem als Gründer der Haute Couture und erster Designer. Außerdem veranstaltete er vierteljährlich Veranstaltungen, auf denen er seine Mode präsentierte und somit die ersten Models zum Einsatz kamen, anfangs übernahm Worths Ehefrau Marie diese Rolle.[2]

Worths Mode war geprägt vom asiatischen Stil, beinhaltete aber oft noch ein Korsett. Zudem verband er typisch englische Elemente, wie eine spezielle Schnitttechnik mit französischen Details im Muster. Ein Markenzeichen der Kleider aus dieser Zeit sind feine Stickereien. Die Fotos auf der folgenden Seite zeigen typische Kleider des Haute Couture Begründers. Das linke Modell ist aus dem Jahr 1869, das Rechte von1895. 

Revolutionär war außerdem Worths Idee 1868 eine Gewerkschaft, die „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ zu gründen, die die Modemacher vor Kopien schützen sollte.[3]

1.2 Die Haute Couture in den 20er Jahren

Nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die Gesellschaft und auch Frauen der Mittelschicht wurden Teil des öffentlichen Lebens und damit entstand ein Drang nach Freiheit, der die Befreiung vom Korsett mit sich brachte. Viele neue Modehäuser wurden in dieser Zeit gegründet, da modische Trends immer kürzer andauerten und somit eine größere Nachfrage herrschte. Mitte der 20er Jahre wurde der Garçonne-Stil populär, der es Frauen erlaubte, auch Kleider ohne Korsett und starke Taillierung zu tragen.

Doch da während des Krieges viele Pariser Modehäuser schließen mussten, brauchte die Mode einige Zeit um sich zu erholen. Neben der fallenden Nachfrage nach hoher Schneiderkunst, sorgte auch noch die Rationierung der Stoffe in dieser Zeit für Probleme.[4]

Erst Jean Patous Idee bezüglich eines Modeexports in die USA rettete einige Pariser Modehäuser vor dem Ruin. Mode war zu diesem Zeitpunkt außerdem hauptsächlich Kunst, die Tragbarkeit im Alltag stand eher im Hintergrund und so kam es auch dazu, dass 1925 über 70 Couturiers bei der „Exposition des Arts Décoratifs“ in Paris ihre Kunstwerke zum Besten gaben. Auch in den 20er Jahren war die Mode mit Stickereien übersät, sogar Badeanzüge wurden so geschmückt. Prägend waren außerdem die Tuniken mit exotischen oder geometrischen Prints, die die normalen Kleider in diesem Jahrzehnt fast von der Bildfläche verschwinden ließen.[5] [6]

Revolutionär war in dieser Zeit auch Madeleine Vionnets Kreation des „Schrägschnitts“. Bei dieser Technik wird der Stoff diagonal zum Muster beziehungsweise zur Faser geschnitten, dadurch entsteht eine besondere Leichtigkeit im Fall und lässt das Kleidungsstück fließender wirken.[7]

Das  Bild rechts zeigt ein Abendkleid von Vionnet aus dem Jahr 1929.

Nachdem sich die Haute Couture nun wieder vom Krieg erholt hatte, erreichte sie durch die Weltwirtschaftskrise 1929 erneut einen Tiefpunkt.
1.3 Die Zeit zwischen 1920 und 1959

Während der 30er Jahre wurde die Mode wieder eleganter. Durch eine Welle der Spontanität wurden die Röcke länger und leichter, außerdem rückte das Dekolleté erstmals in den Vordergrund und wurde durch spezielle Schnitte und Blumenarrangements betont.

Doch wegen des aufkeimenden Krieges 1939, zählte vorerst nur die Funktion der Kleidung und nicht ihre Ästhetik, weshalb viele Modehäuser, unter anderem auch Chanel, schließen mussten. Erst in den 50er Jahren erholte sich die Gesellschaft und somit auch die Haute Couture wieder, dieser Umbruch ermöglichte es auch neuen Couture Häusern sich zu etablieren. Givenchy und Dior waren die großen Neuentdeckungen der 50er Jahre. Vor allem Dior benutzte, nach dem Ende der erneuten Stoffrationierung, dutzende Meter Stoff für seine neuen Entwürfe um das Ende des Krieges auch in modischer Sicht deutlich zu machen. Das Kleid unten aus der Frühjahr/Sommer Kollektion 1955 von Dior ist ein Beispiel für ein solches Kleidungsstück.[8] [9]


1.4 Die Mode während den 60er Jahren

Die Mode der 1960er Jahre wurde vor allem von dem Algerier Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent geprägt, der seinen Namen für die Medien auf Yves Saint Laurent kürzte. Am Anfang seiner Karriere arbeitete er als Assistent Christian Diors, dessen Aufgabe er nach seinem Tod übernahm. Aufgrund seiner Entlassung bei Dior 1960 eröffnete Saint Laurent 1962 sein eigenes Modelabel. Berühmt wurde er hauptsächlich durch seine Trapezkleider.[10]
 
Allerdings hatte die Haute Couture in den 60er Jahren nicht nur Erfolge zu verzeichnen, denn mit der aufstrebenden Prêt-à-porter-Mode verlor die Haute Couture stetig an Beliebtheit. Die Modelle der zwei Linien waren relativ ähnlich, jedoch wurde die Prêt-à-porter-Mode als Massenware in verschiedenen Konfektionsgrößen hergestellt und war somit deutlich günstiger als ein Haute Couture Kleidungsstück. Viele ehemaligen Kundinnen der Haute Couture Ware stiegen deshalb auf die neue Modeform um. Aus diesem Grund eröffneten alle Couture Häuser eine neue Sparte, die sich ausschließlich mit Prêt-à-porter-Mode beschäftigte, um auf dem Markt bestehen zu können.

Außer der Prêt-à-porter-Mode hatte die Haute Couture in den 60er Jahren noch einen anderen Gegner: die in London aufkommende „Mod Subkultur“ und die Hippiebewegung.

In der „Modszene“ war ein Stilmix ausschlaggebend, mit dem sich Jugendliche aus der Arbeiterschicht von anderen Jugendbewegungen abgrenzen wollten. Genauso wie ein italienischer Motorroller war Mode mit italienischem Touch Pflicht, wodurch die Pariser Fashion in den Hintergrund geriet.

Die Hippiebewegung stellte sich gegen unnützen Konsum und Verschwendung, war also das genaue Gegenteil der Haute Couture. Kennzeichnend waren in dieser Zeit der Batiklook, grelle Blumenmuster und weich fallende Kleidung aus Naturmaterialien. Kleider der Couturiers zeichneten sich zwar auch durch Leichtigkeit aus, trotzdem kann man wohl kaum Parallelen zwischen den zwei Richtungen ziehen.[11]

1.5 Die Haute Couture heute

Obwohl die Haute Couture heutzutage immer mehr an Bedeutung verliert, gibt es noch einige echte Couture Häuser. Der wahrscheinlich einflussreichste Modeschöpfer der heutigen Zeit ist der Deutsche Karl Lagerfeld, der seit 1983 als Chefdesigner bei CHANEL arbeitet. Er wird zusammen mit Anna Wintour, der Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, oft als Königspaar der Mode bezeichnet. Auffällig in der heutigen Haute Couture Mode ist, dass häufig alte und traditionelle Muster oder Schnitte erneut aufgegriffen werden. Lagerfeld orientiert sich bei seiner Arbeit für CHANEL an vergangenen Entwürfen Coco Chanels.[12] [13]

Die Fashionweek in Paris wird als „Modehighlight des Jahres“[14]  bezeichnet, doch anders als zu Chanels Lebzeiten inszeniert Lagerfeld die jährlichen Haute Couture Schauen zu einem Spektakel. Wenn man Videos von einer solchen Schau sieht, entsteht fast der Eindruck, die Mode stände im Hintergrund. Die Bühne ist mit riesigen Requisiten dekoriert, die die Models winzig erscheinen lassen. Die diversen Journalisten drängen sich nur um die anwesenden Prominenten. Das einzige, das auf die Mode abgestimmt ist, ist die Musik, die während den Schauen läuft und schon Wochen vorher von Lagerfeld persönlich ausgewählt wird.[15] [16]

Das Foto zeigt eine Modenschau von CHANEL zur Herbst/Winter Kollektion 2010/11. Die goldene, über acht Tonnen schwere Löwenfigur im Pariser Grand Palais demonstriert Lagerfelds Liebe zur großen Inszenierung.[17]


[2] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 29
[3].http://www.ferrariprojekte.tsn.at/kolleg1/july/images/creations/pdf/04_Geschichte%20der%20Haute%20Couture.pdf
[4] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert,   S. 7
[5].http://www.ferrariprojekte.tsn.at/kolleg1/july/images/creations/pdf/04_Geschichte%20der%20Haute%20Couture.pdf
[6] Saillard, O. und Zazzo, A. : Paris Haute Couture, S. 122, 123
[7] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert,   S. 72
[8] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert,   S. 159, 190
[9] Saillard, O. und Zazzo, A. : Paris Haute Couture, S. 146, 147
[10] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 52-54
[11] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, S. 114, 124, 129
[12] Film: Milliardengeschäft Mode
[13] The Kyoto Costume Institute: Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert,   S. 198
[14] Film: Milliardengeschäft Mode
[15] Film: Milliardengeschäft Mode
[16] Film: Karl Lagerfeld - Mode als Religion
[17].http://www.google.de/imgres?biw=1920&bih=950&tbm=isch&tbnid=cr9olGyG96mABM:&imgrefurl=http://www.welt.de/lifestyle/article8356813/Chanel-setzt-im-Zeichen-des-Loewen-auf-junge-Kundschaft.html&docid=5O4Vt_ICvlG8CM&imgurl=http://img.welt.de/img/lifestyle/crop101331494/0360715168-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/chanel-loewe-DW-Lifestyle-Paris.jpg&w=580&h=386&ei=xyhyUrvqGMiatAaFy4HYAg&zoom=1&iact=hc&vpx=217&vpy=654&dur=961&hovh=183&hovw=275&tx=157&ty=122&page=1&tbnh=157&tbnw=230&start=0&ndsp=55&ved=1t:429,r:33,s:0,i:186

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