Freitag, 23. Mai 2014

Vergleich der Mode(haupt)städte London und Paris

Hallo meine Süßen,
jetzt gibt es noch die letzten zwei Teile meiner Facharbeit, damit das Thema nicht so unnötig in die Länge gezogen wird. Danach lasse ich euch aber ein bisschen mit Mode in Ruhe. Versprochen!
 _Marie_

3. Vergleich der Mode(haupt)städte London und Paris

Es gibt viele verschiedene Erklärungen, warum Paris die Hauptstadt der Mode ist und nicht andere Metropolen wie Mailand, New York City oder London.

Schon im 18. Jahrhundert war Paris bestimmend für Architektur, Kunst und Musik. Dieser kreative Ruf hielt sich bis 1846, als der erste Couturier Charles Frederick Worth, ein gelernter Schneider und Verkäufer aus London, mit 19 Jahren nach Paris reiste um schließlich dort zu arbeiten.[1] [2]

Doch auch viele andere britische Modeschöpfer konnten erst in der französischen Hauptstadt Erfolge mit ihrer Mode feiern, weitere Beispiele hierfür sind Redfern & Sons und Lucile. Spezialisten behaupten, alle Modeschöpfer, die London zur neuen Modehauptstadt erheben könnten, wandern nach Paris aus, sobald sie genug Popularität für eine Prêt-à-porter-Schau hätten.[3] [4]

Während des ersten Weltkrieges hätte London fast den Aufstieg zur Modehauptstadt geschafft, als viele Modehäuser, durch die deutsche Besatzung in Paris, ihre Geschäfte noch England auslagerten. Schließlich sollten die übrig gebliebenen Modehäuser in Paris nach Berlin oder Wien ausquartiert werden, doch der damalige Vorsitzende der Chambre Syndicale konnte das Unglück noch abwenden und die Besatzungsmacht davon überzeugen, dass nur Paris als Modestadt in Frage käme. Trotzdem konnte Paris in dieser Zeit nicht in andere Länder exportieren, somit entstand in jedem Land zwangsläufig eine eigene Mode, die sich zwar an die Pariser Mode anlehnte, das Monopol der Stadt aber abschwächte.[5]


Während der 70er Jahre bekam Paris erneut Konkurrenz, als auch andere Städte wie Mailand, New York oder eben London ihre eigenen Prêt-à-porter-Schauen veranstalteten, außerdem wurde die Mode in dieser Zeit sehr von der Jugend geprägt, die die verschwenderische Art der Pariser Haute Couture verachteten.[6]

Da sich die Pariser Mode grundlegend von der Londoner unterscheidet, gibt es auch einige Modeschöpfer, die nach einem erfolglosen Aufenthalt nach London zurückgekehrt sind. Vivienne Westwood eckte mit ihrer schrillen und unkonventionellen Mode in Paris an, weshalb sich für sie eine Rückkehr nach London lohnte. Dort gilt sie nämlich als einflussreichste Modeschöpferin des Landes. [7] [8]

Das folgende Bild zeigt die „Queen des Punks“[9] (links) bei einem Fotoshooting mit einem Model. 



Eine andere Spekulation, warum London es nie geschafft hat, Paris in Sachen Mode aufzuholen, könnte sein, dass selbst die royale Queen und auch andere Mitglieder der Adelskreise ihre Mode in Paris fertigen lassen. Selbst bei ihrer Krönung trug die britische Queen Schuhe von Viviver, der für Dior fertigte, und nicht ein Modell aus ihrem Heimatland.[10]

C Zukunft der Haute Couture

Zum Schluss stellt sich noch die Frage: hat die Haute Couture eigentlich eine Zukunft?

Schon lange gilt die Haute Couture als unrentabler und aussterbender Wirtschaftszweig. Denn auch, wenn es genug Menschen gibt, die sich echte Couture Mode leisten könnten, kleiden sich die wenigsten von ihnen mit diesen Luxusartikeln ein. Ein Großteil der potenziellen Kundinnen wird von den Summen, die sich über mehrere Hunderttausend Euro erstrecken, abgeschreckt und obwohl ein Abendkleid eines Maison de Haute Couture sicherlich nicht weniger als 100.000€ kostet, hat es nur einen einzigen offiziellen Auftritt. Nur in der größten  Not würde eine Couture Kundin ein Kleid ein zweites Mal tragen und das auch nur auf zwei verschiedenen Kontinenten, da sonst das Risiko eines Skandals zu hoch wäre. Karl Lagerfeld sagt dazu, ein Kleid der Haute Couture wäre „Verschwendung unglaublichster Sorte“, die Aufgabe der Couturiers bestünde darin, aber dafür zu sorgen, dass die Kundinnen „trotz der Unnötigkeit bereit sind, sich dafür zu ruinieren.“[11] [12]

Schätzungen zufolge gibt es heutzutage nur noch ungefähr 1000 Haute Couture Kundinnen auf der ganzen Welt. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt, da die Modehäuser ihre Kundenlisten strengstens unter Verschluss halten und man nur anhand der Modenschauen einen Einblick in die Käuferschicht hat. Häufig findet man dort Gattinnen amerikanischer Ärzte oder Milliardärinnen aus China, Indien und Russland. Die Anzahl der asiatischen Kundinnen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, vorher fand man im Publikum mehr Amerikanerinnen.[13]

Ein anderer Punkt, der den langsamen Verfall der Haute Couture bestätigen könnte, ist die Tatsache, dass auch viele Modehäuser, wie beispielsweise Louis Vuitton, nicht an einer Haute Couture Linie arbeiten, obgleich sie ohne Probleme alle Anforderungen erfüllen würden. Sie beklagen die hohen Preise für Haute Couture Schauen, die angeblich über eine Million Euro betragen. Außerdem sei der Aufwand für ein einziges Kleid viel zu hoch. Statt dieser etablierten Häusern werden eher unbekannte Marken mit Sondergenehmigungen in den Stand der Maisons de Haute Couture gehoben, die sich nicht lange an der Spitze der Modepyramide halten können.[14]

Solange die Modehäuser neben ihrer Haute Couture Kollektion, Prêt-à-porter-Mode vertreiben und die Anzahl der Stammkundinnen gleichbleibt, wird die Haute Couture wohl auch in der Zukunft bestehen können, doch wie in der Mode üblich, kann die Ära der Luxuswaren auch von heute auf morgen zu Ende gehen.



[1] Deangelo, L.: Paris: The original capital of Haute Couture, p. 3

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Frederick_Worth

[3] The Kyoto Costume Institute, Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert,  p. 60

[4] Schütte, S.: Die 101 wichtigsten Fragen, p.51

[5].http://www.ferrariprojekte.tsn.at/kolleg1/july/images/creations/pdf/04_Geschichte%20der%20Haute%20Couture.pdf

[6] The Kyoto Costume Institute, Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, p. 159

[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Vivienne_Westwood

[8] The Kyoto Costume Institute, Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, p. 254

[9] http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/unterhaltung/Vivienne-Westwood-wird-70-article3016481.html

[10] The Kyoto Costume Institute, Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert, p. 168

[11] Film: Karl Lagerfeld - Mode als Religion

[12] Schütte, S.: Die 101 wichtigsten Fragen, S. 18

[13] Schütte, S.: Die 101 wichtigsten Fragen, S. 22


[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Haute_Couture

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